Montag, 16. Mai 2011

Rossini und Alpsegen

1996 wurde "Rossini" beendet und heute, 5 Jahre danach habe ich den Streifen das erstemal gesehen. Lob dem Kameramann - das Auge schwelgt in angenehmem Werbespot Ambiente von hohem ästhetischen Genuss.

Während Adorno sich über den Schwaben Heidegger und dessen Postulat der kargen Authentizität noch lustig macht, mit der herablassenden Observation, Heidegger habe einen wahren Authentizitäts-Jargon im deutschen Sprachgebrauch heraufbeschworen, ignoriert der Bayer Dietl die Existenz einer solchen Eigenschaft komplett.

Die Figuren in Rossini zeigen von Szene zu Szene ihr vermeintlich wahres Gesicht, um dann wieder eine Kehrtwendung zu vollziehen. Oder eine zunächst scheinbar echte Gemütsregung in flache Soap-Dialoge enden zu lassen. Authentizität wird nicht etwa unterlaufen, die gibt es erst gar nicht. Auch der Bestseller-Autor kommt nicht gut weg – sein Werk so lästert der Lyriker-Kollege sei Quark, aus dessen Lenden produziert.
Wenn "Rossini" eine Statusabfrage eines Münchens um 1996 war so kann "Alpsegen" als Schlaglicht des Münchens im Jahre 2011 gelten. Kein großzügiger mediterraner Wirt (Adorf) hier, der Papa und Mama und Capo in einem ist. Keine dekadenten Figuren die sich in Überfluss und Übermut zu Grunde richten. Die goldenen Ante-Bellum Jahre.

Eine Wirtin (Ellert), die streng aufs austrinken pocht und ihre Gäste mit Cassandra mäßigen Unkenrufen nicht gerade anheimelt. Kein Schneewittchen (Ferres), das von berechnendem Biest zu Rotkäppchen zu Kindermärchenerzählerin changiert, um dann wiederum zu Basic Instinct zurück zu kehren. Nö, die Weiz (Puls), die aus ihren Lenden Quark produziert. Ein Alpenlandmilchprodukt, mit dem sie den todessehnsüchtigen Max (Benny Claessens) balsamiert.

Heidi 2.o meint: Nach der Krise ist vor der Krise.

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