Mittwoch, 4. August 2010

Rohstoff Seele

Privacy had become a convenient fiction.

The Travellers
John Twelve Hawks


Ja gut. Privat gibt es nicht mehr, aber viele brauchen die Illusion davon.

Eine besondere Art des Verschwindens der Privatheit beleuchtet das Phänomen der Trendscouts.
Denen, die augenblicklich jung sind, wird, bevor etwas zu einer echten Szene werden kann, aufs Maul geschaut:
Jegliche kreative oder noch so zögerliche Art der Selbsterkundung und Ablösung vom Gelernten und deren äußere Zeichen wird abgeschöpft und fließt in Werbe-Bilder und Botschaften.

Auf Seiten der Jugendlichen ist dies aber keine bewusste Erzeugung eines kreativen oder künstlerischen Werkes, sondern eine innere Notwendigkeit, deren Gelingen Privatheit bedarf. Oder eben jene Geborgenheit und jenen Schutz einer eingeweihten Gruppe.

Die Zielgruppe der Trendscouts befindet sich also in einem Belagerungszustand. Es folgen die üblichen Handlungsweisen gegen vulgäre Neugier: verstecken, absurdes, skurriles Handeln, stumme Verzweiflung, Verkümmerung der Impulse und endlich, das kollektive und andauernde Coming-of-Age als Performance.

Aber so, wie eben die Zielgruppe den Trendscouts ein Stückchen Seele gewährt, das in in Medienerzeugnisse umgewandelt wird – so nimmt sich halt auch die Jugend selbst den kreativen Stoff, den die Menschen hinter den Medien erzeugen, ohne hier groß über Besitz und Urheberrecht nachzudenken.

Wie sollen sie auch.

The revolution will not be televised? Von wegen.

Heidi 2.0 meint: Roh-Stoff Seele, der nur dann endet, wenn es keine Menschen mehr gibt.

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