Fulvio Pierangeli
Gabero Rosso, San Vincenzo
Ich verstehe Emilia und Fulvio Pierangelinis Dilemma. Doch, wirklich. Denn mein Brot, das ich sorgsam gewählt hatte, wollte vom Einlesegerät an der Supermarktkasse nicht angenommen werden. Die männliche Kassenkraft drückte und schob und warf und drehte das Brot solange das leblose Ding, das es für ihn war, bis es auch für mich ein Stück tote, degradierte Massenware wurde und ich empört den Supermarkt verlies. Wort, Sprach und Brot los.
Archaischen Regungen wie diesen verschafft Fulvio Pierangelini jene berühmt berüchtigte Dramaturgie, die Empörung der Wort reichen Art in Massenmedien hervorruft.
Dabei treiben Emilia und Fulvio nur die tief verwurzelte, mediterrane Tradition des Einsammelns und Auswählens von Obst, Gemüse, Fisch, Geflügel und Fleisch als Vormeditation zum Gericht auf die Spitze. Sie halten Zwiesprache mit den Früchten der Erde, denen Leben innewohnt und lassen sich ein auf das zu erschließende Geheimnis der Zubereitung.
Zugegeben, sich beim Gang durch den Gemüsemarkt oder den Fischhallen sich das Abendessen zusammenstellen, sich von jenem Fenchel und dieser Krabbe anlächeln zu lassen - - das können doch noch viele von uns. Daraus aber etwas wie einen Starkochstil abzuleiten, das ist - ganz ohne Ironie - ein echt starkes Stück. Wo sich doch jeder Mainstream Starkoch hinter dem ausgefuchsten Fusion-World-Ethnie-Bio-Slow-Food oder sonst was Stil und hinter detaillierten Menüs verbarrikadiert und Kochbücher veröffentlicht, von denen man schon weiß, das letzte, das allerletzte Geheimnis der Starkoch-Zutaten wird auch dort nicht enthüllt.
Da kommt einer wie Fulvio Pierangelini und "macht was mit Essen", das auf einer Sensibilität und Kreativität beruht, die gar nicht vorgeben will, sie sei irgend etwas anderes als unfassbar.
Fulvio Pierangelinis Dilemma besteht nun darin, nicht den Hokuspokus der Gourmet-Kultur vorzuschieben, wie jeder andere Vernuft begabte, talentiert Koch, um darin quasi seine wahren Künste zu entfalten; sondern das Unsichtbare nicht nur sichtbar sondern als höchstes Gut in Szene zu setzen. Das Dilemma eines jeden Künstlers also, der im Markt und mit dem Publikum agiert. Denn Emilia und Fulvio sind zwar weltbekannt für ihre Kichererbsenpüree-Shrimp Kombination.
http://breadchick.com/?s=broil
....Aber andere haben daran verdient. Und so ist es fatal, auf ein wenngleich gelungenes Rezept reduziert zu werden. Es geht um etwa anderes:
So werden die Gäste von Fulvio Pierangelini
http://www.gamberorosso.it/portale/Homepage/homepage
einer "Aufnahmeprüfung" unterworfen und aufgefordert, sich innerlich auf das wahre Erleben einzustimmen. Diese Aufnahmeprüfung kann man auch nicht bestehen, übrigens.
Etwas sagt mir, dass nicht der verfeinerte Kitzel gelangweilter Gaumen den Elite-Kochstuben Existenzberechtigung verleiht, sondern eine Darbietung der Speisen, die eine Rückerinnerung in Gang setzen an unsere archaische Verbindung zu Nahrung als etwas, das Lebendigkeit (nicht nur Sättigung oder Gaumenkitzel) spendet. Dieses jedoch kann nur ein Künstler. Oder ein Zenmönch. Oder Omi. Oder du und ich. Oder Alice Waters. Oder Nat. Oder die Leute von Monmouth.
Emilia und Fulvio Pierangelini
http://www.gamberorosso.it/portale/Homepage/homepage
http://www.wineblog.it/?p=34
http://winecountry.it/articles/accidental-enotourist/239
Heidi 2.0 meint:
Aufnahmeprüfung für den Genuss unserer Ziegenmilch?
Zu Fuß auf unsere Alm gelangen. Wer mit der Gondel kommt, wird abgelehnt!
Samstag, 19. April 2008
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