Jeff Sharlet findet, dass man sich mit den Behauptungen von Breivik auseinander setzen sollte, um ihnen entgegen treten zu können.
Er hält es für wenig hilfreich, die Kategorien >>verrückt<< oder >>böse<< im öffentlichen Diskurs anzuwenden.
Nun, Sharlet ist ein Forscher in Sachen religiöser Fundamentalismus und hat sich tatsächlich getraut, das Manifest des Anders Behring Breivik komplett zu lesen.
Hier ist er in einem Interview mit Amy Goodman von Democracy Now zu sehen:
Amy and Jeff
Der im Video eingeblendete Titel des Manifests
>>Liber ad milites templi de laude novae militiae<< ist geklaut, vom Autor Bernhard von Clairvaux, einem Beneditkiner Abt.
Dessen Schriften liegen aber schon etwas zurück.
Andere differenzierte Meinungen zu der Provenienz der Überzeugungen von Breivik von:
Sarah Posner
oder
Chip Berlet
...Und nochmal Jeff Sharlet in einem früheren, aufschlussreichen Interview über The FAMILY, die im Amy Goodman Interview bereits erwähnt wurde.
Jeff Sharlet, National Public Radio, 2009
Heidi 2.o meint:
Also der Bernard de Clairvaux soll ja auch den Pinot Noir eingeführt haben.
Ein Getränk mit hoch aktuellem Inhalt. Im Gegensatz zum Schriftstück De Laude Novae Militiae. Über das äh Neue Rittertum.
Freitag, 19. August 2011
Donnerstag, 4. August 2011
Die Aufklärung - ein Minotaurus
Die Aufklärung - das ist der Topos an dem sich Europa reibt. Wie der Eber an der Eiche.
Aufklärung, diesem angebliche Dreh- und Angelpunkt Neu-Europäischer Identität verdanken wir dem Sklavenhandel.
Die Klasse der Kaufleute jagte den Adligen in Frankreich ihre alte Macht ab, mit den berauschenden Gewinnen des Sklavenhandels. Denn Landbauern zu knechten, jene Domäne des Adels, erschien dagegen als eine wenig einträgliche Schinderei. Afrikanische Menschenmassen auf einem zum Arbeitsmegagulag umfunktionierten Kontinent und dessen Atolle zu verschiffen, und den afrikanischen Menschen einer absolut extremer Ausbeutung und dem Arbeitsverrecken zu überlassen, das war angesagt, das war die Handels- und Handlungskraft der aufkommenden. aufgeklärten Elite.
Man sah aber in Frankreich keine Sklaven, denn Sklavenschiffe fuhren in bretonischn Häfen ein und dann ging's schnell weiter.
Die tektonischen, wirtschaftlichen Erschütterungen des neuen Wirtschaftszweiges sorgten für eine Bresche im Herrschaftsgefüge, welche die Freigeister und Philosophen erst so richtig entfesselte. So abgekoppelt waren die Denker von ihren unverhofften Sponsoren, den Sklaven-Kaufleuten in der Bretagne, dass sie im Prinzip die Sklaverei schon verurteilten. Und den edlen Wilden verherrlichten. Eine folgenlose Übung.
Seit der Geburt der Aufklärung in Frankreich, die ihren Siegeszug und Durchbruch auf den Blut triefenden Schwingen der Sklaverei davontrug, gleicht Europa einem willigen aber immer wieder scheiternden Schüler des Aufklärungsgedankens, einem Schüler, der penetrant und unbefangen ganz, ganz furchtbare Patzer hinlegt oder duldet oder mitverschuldet. Wobei dann die Hüter der Aufklärung, egal in welcher Epoche, traurig den Kopf schütteln und diagnostizieren – die Europäische Zivilisation ist wiedermal sitzengeblieben: Aufklärung Sechs. Klasse wiederholen.
Und wie schon einst unser schönes Aufklärungsideal auf den blutig gepeitschten Buckeln der Human Ressource "Sklaven" zum sine qua non der Europäischen Identität gerierte, so fordert die Repetierei in Sachen Aufklärung und das Daneben-Hauen verlässlich immer neue Opfer. Immer wieder. Die Aufklärung – ein Minotaurus, der unersättlich seine Mahlzeiten fordert. Damit er fortlebe, wie jener unerfüllbare Mythos, der er ist.
Wären die Gaben Frankreichs an die Welt nur Käse und Aufklärung und hätte ich zu wählen. Es wäre der Käse.
Alternativlos.
Heidi 2.0 meint:
Käse haben wir schon und Wein auch. Sogar einen Godard haben wir. Aber Chansons haben wir keine g'scheiten.
Ich plädiere für die Erweiterung der Auswahl.
Aufklärung, diesem angebliche Dreh- und Angelpunkt Neu-Europäischer Identität verdanken wir dem Sklavenhandel.
Die Klasse der Kaufleute jagte den Adligen in Frankreich ihre alte Macht ab, mit den berauschenden Gewinnen des Sklavenhandels. Denn Landbauern zu knechten, jene Domäne des Adels, erschien dagegen als eine wenig einträgliche Schinderei. Afrikanische Menschenmassen auf einem zum Arbeitsmegagulag umfunktionierten Kontinent und dessen Atolle zu verschiffen, und den afrikanischen Menschen einer absolut extremer Ausbeutung und dem Arbeitsverrecken zu überlassen, das war angesagt, das war die Handels- und Handlungskraft der aufkommenden. aufgeklärten Elite.
Man sah aber in Frankreich keine Sklaven, denn Sklavenschiffe fuhren in bretonischn Häfen ein und dann ging's schnell weiter.
Die tektonischen, wirtschaftlichen Erschütterungen des neuen Wirtschaftszweiges sorgten für eine Bresche im Herrschaftsgefüge, welche die Freigeister und Philosophen erst so richtig entfesselte. So abgekoppelt waren die Denker von ihren unverhofften Sponsoren, den Sklaven-Kaufleuten in der Bretagne, dass sie im Prinzip die Sklaverei schon verurteilten. Und den edlen Wilden verherrlichten. Eine folgenlose Übung.
Seit der Geburt der Aufklärung in Frankreich, die ihren Siegeszug und Durchbruch auf den Blut triefenden Schwingen der Sklaverei davontrug, gleicht Europa einem willigen aber immer wieder scheiternden Schüler des Aufklärungsgedankens, einem Schüler, der penetrant und unbefangen ganz, ganz furchtbare Patzer hinlegt oder duldet oder mitverschuldet. Wobei dann die Hüter der Aufklärung, egal in welcher Epoche, traurig den Kopf schütteln und diagnostizieren – die Europäische Zivilisation ist wiedermal sitzengeblieben: Aufklärung Sechs. Klasse wiederholen.
Und wie schon einst unser schönes Aufklärungsideal auf den blutig gepeitschten Buckeln der Human Ressource "Sklaven" zum sine qua non der Europäischen Identität gerierte, so fordert die Repetierei in Sachen Aufklärung und das Daneben-Hauen verlässlich immer neue Opfer. Immer wieder. Die Aufklärung – ein Minotaurus, der unersättlich seine Mahlzeiten fordert. Damit er fortlebe, wie jener unerfüllbare Mythos, der er ist.
Wären die Gaben Frankreichs an die Welt nur Käse und Aufklärung und hätte ich zu wählen. Es wäre der Käse.
Alternativlos.
Heidi 2.0 meint:
Käse haben wir schon und Wein auch. Sogar einen Godard haben wir. Aber Chansons haben wir keine g'scheiten.
Ich plädiere für die Erweiterung der Auswahl.
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