Sonntag, 20. September 2009

Portia

Peter Zadek hat mich auf die Spur gebracht.
Er sagte einmal in einem Interview, sinngemäß, ein Shakespeare Schauspiel, das sei viele Töpfe, aus denen man schöpfen könne.


"Merchant of Venice" sah ich mir dann nochmal an (DVD) und glaube verstanden zu haben was Herr Zadek meint.


"Die Töpfe":
Da ist die Geschichte der Tochter, die einem Vater davon rennt, zu ihrem Geliebten und das Haussilber mit nimmt.
Da ist die Geschichte der Tochter aus gutem jüdischem Hause, die zum Goi-Geliebten der Oberschicht flieht und assimiliert. Von der Randgruppen-Elite zur Macht-Elite.


Da steckt eine Geschichte drin über die grauenvolle, leblose Logik von Gesetzen und der Verwaltung, und über Menschen, die die Schrauben daran drehen wollen, mal so, mal so.


Da nennt Antonio seine "Purse" (Geldbörse) und seine "Person" in einem Atemzug und Shylock hofft, "Daughter" und "Dukats" wieder zu finden.


Hm.

Ein Sittenbild: Risikofreude und Gewinnstreben venezianischer Reeder und wie sie ihre resultierenden Sorgen ganz selbstverständlich durch öffentlich gelebten hemmungslosen Hedonismus erträglich machen, der sich wenig um die Parallelwelt „Kirche“ schert. Ein Hedonismus, der aber auch Frauen zu Huren, Dienstboten zu Sklaven und Juden zu Hampelmännern degradiert, ihnen nicht etwa menschliche Würde abspricht, sondern sie erst gar nicht voraussetzt.

Eine auf dem Elfenbeinturm lebenden, von jener Welt verschonten, Prinzessin Portia entpuppt sich als scharfsinnige Intellektuelle und Rechtsphilosophin, die der
grauenvollen, leblosen Logik von Gesetzen virtuos eine Lösung abringt, die der Humanität als gesellschaftlich gelebtes, verbindendes und verbindliches Prinzip eine Chance gibt.....


um nur einige "Töpfe" zu nennen.



Heidi 2.0 meint: "Ich verpfände höchstens ein Pfund Ziegenbutter, wenn überhaupt."