Sonntag, 30. Mai 2010

Franzosenviertel

Aus "Bon Chic, Bon Genre", "BCBG" könnte im urban Münchnerischen
"Schickimicki" werden.

Heidi 2.0 meint: Kommt in die Vokabelliste.

Donnerstag, 20. Mai 2010

Lampenfieber

Du bist niemand, du dienst, du bist demütig, du bist Futter.
Das klingt erst mal wie eine Benimmliste für kleine Talibanmädchen, bevor sie dann von uns - -Ende gut alles gut! in die Demokratie befreit werden.

Ist es aber nicht. Es sind die höheren Weihen, die Botho Strauß und Peter Stein laut ZEIT der Jutta Lampe in einer Lobrede verpasst haben.

Für ein uneingeweihtes Wesen klingt das schon so, als ob Botho und Peter der Jutta zumindest allegorisch eine Burka übergestülpt hätten.

Haben die das wirklich gesagt und gut gemeint?

B. Strauß, dass Jutta Lampe so gut als Mimin sei, weil sie im Grunde niemand sei?
Und P. Stein: dass Jutta Lampe dienend und demütig war und Futter für ihn?


So steht es in der ZEIT dieser Woche. Wirklich.
Na ja - , könnte man sinnieren. Aus dem Zusammenhang genommen. Aber welcher Kontext könnte es denn sein, der diese Bemerkungen einhegen würde in ein weniger entsetzliches Ganzes?

Weiter sinniert das uneingeweihte Wesen, sind Botho und Peter nun doch nicht Leute, die Gedanken los mit Worten umgehen und sich derart verplappern?

Nein, Botho scheint Bescheid zu wissen. Er bringt es auf den Punkt:
Nur eine Niemand ist eine gute Schauspielerin.
Ein selbstloses Medium, die Muse zu seinem Genie: Jutta Lampe.
Der schöpferische Jemand, ungesagt, das ist der Autor Botho. Und auch ein Regisseur wie Peter kann niemals nur ein interpretierender Niemand sein, der „Die Werke Anderer“ inszeniert . Er ist nämlich w e r. Denn auch für den Auteur-Regisseur Peter ist ein Theater-Stück ein Steinbruch, aus dem er sein Meisterwerk heraus und herunter bricht. Für diesen schöpferischen en Prozess war Jutta, lobt Peter, Futter.

Die dienende und demütige Niemand, Jutta, war sie dann eine Art Jesus-Figur... „Ich bin das Brot?“ Oder eine Art Hotel Mama? Hm. Nein. Brot ist Essen. Nicht Futter.

Jutta schüttelte also Jahrzehnte lang Futter gleichsam aus dem schauspielerischen Ärmel in den Regie-Trog?
Aus dem Zusammenspiel von Autor Botho alias Steinbruch, Auteur Peter alias Steinmetz und Futter Niemand alias Jutta entstanden dann Referenz-Aufführungen. Über die man spricht....sprach.

Mag sein, dass Botho und Peter, ehemals „angry young men“ der Theaternation, das mit der dienenden, demütigen Jutta tierisch gut fanden. Aber Jutta war wohl in erster Linie auch klug. Denn wenn Peter auch Futter von ihr gekriegt haben mag, Perlen hat er in seiner Lobesrede nicht erwähnt.


Heidi 2.0 meint: Niemand [de]. Personne [fr]. Persona [gr].

Samstag, 15. Mai 2010

Robin Hood - ein Hacker?

In "Azincourt" is Näheres über das Phänomen der englischen Bogenschützen zu erfahren.
Das englische Königreich verfügte als einziges in Europa über eine große Schar Männer, die dem Feinde - - etwa dem Franzosen - - gleichsam chirurgische Schläge hinzufügen konnten.

Vorausseetzung hierfür war erst einmal eine gehörige Portion Arbeit.

I.Es mussten mannshohen Bögen so hergestetllt werden können, dass sie enormen Spannungen standhielten.
II. Dann mussten Männer, die die Bögen spannten und die Pfeile abschossen (am liebsten so, dass sie Rüstungen durchdrangen und Ritter töteten), erst mal gewaltige Arm- und Schultermuskeln à la Conan entwickeln.

Und das ganz ohne Steroids.

Na ja, als Ausgleich standen für das Krafttraining wohl regelmäßig Schwein, Kohl und Grütze zu Verfügung - - alles Bio, versteht sich.

III. Zuguterletzt mussten diese Krieger des Königs zu wahren Zen-Meistern des Bogenschießens werden:
Das Seil wurde bis hinters Ohr gespannt, so groß war die Bogenweite. Und so konnte der Schütze nicht mehr sehen, wie der Pfeil fliegen würde. Also musste er über Jahre hinweg so viel üben, dass allein Inituition und Konzentration den Flug des Pfeils lenken würde.
Wie aber brachte man einfache Leute auf eine solch anstrengende Laufbahn? ( Denn englische Ritter machten bei sowas einfach nicht mit: kein Pferd? Keine Rüstung?... Keine Chance!)

Die meisten einfachen Engländer spielten jedoch schon damals lieber Fußball. Deswegen wurde der Dorffußball verboten und man lenkte bereits im zarten Alter den sportlichen Geist des angehenden Torschützen auf Pfeil und Bogen.

Die besten unter ihnen wurden dann zu Spezialeinheiten des Königs eingezogen.

Nun sind die Schurken um Robin Hood besser zu verstehen:
Das war eine Art Hacker-Szene. Fortschrittliche Technik, Talent und hochgezüchtetes Können werden einfach nicht mehr für den beabsichtigten Zweck eingesetzt. Sondern so wie es Spaß macht. Und wie man die Obrigkeit so richtig ärgern kann. Und die wahre Gerechtigkeit kommt endlich auch mal zum Zug. Oder zumindest die Gerechtigkeit aus der Sicht von vogelfreien Schatzräubern und galanten (wenn man Hollywood glauben darf) Schürzenjägern.
Und das alles, weil man dann doch gemerkt hat, dass der Zweck, für den man eingesetzt worden war, nicht so besonders toll ist. Und, was etwa Hollywood tunlichst nicht erwähnt, weil man für das Fußballspielen und als Torschütze mittlerweile zu verformt ist.

Man hat's einfach zu sehr im Kopf und zu wenig in den Beinen.

Heidi 2.0 meint: könnt mir nicht passieren.

Samstag, 8. Mai 2010

Buscemi, Tukur, Unicorn

Wenn ich bei John Rabe das Audio auf Englisch stelle, dann kommen der Tukur meist auf Deutsch, der Buscemi immer auf Englisch. Die Japaner sprechen japanisch und man hat ja seine Untertitel.

Woher haben die das gewusst, dass man es genau so will? Ansonsten fällt mir zu dem Film nix ein. (Ja, klar hab ich geheult.)


Schmökern:
Tracy Chevalier,

The Lady and the Unicorn

Die Entstehungsgeschichte eines Wandteppichs

Brr. In welch trockenem Ton zu Beginn der wenig sympathische Pariser Maler als Ich-Erzähler Figuren einführt und die Geschichte eröffnet. Wozu dieser Stil? Ich beharre auf Genuss, wenn ich lese.
Und der stellt sich dann auch ein.

Spätestens, wenn ein Brüsseler Webermeister dem arroganten Pariser Maler erklärt, Wandteppiche haben kein Motiv heraus zu heben. Im Gegensatz zur Malerei gibt es kein einzelnes Hauptmotiv. Alles ist Bewegung und Allegorie. Und dann weiß man auch schon, dass die Geschichte anhand mehrerer Ich-Erzähler zusammen gewoben wird und die Autorin bewusst diese Erzählform gewählt hat, um eine Art Gobelin zu schaffen. Dann macht es richtig Spaß. Genuss, da bist du wieder.

Und man ist froh, dass dem unsympathischen Pariser Maler so viel über die Kunst des Wandteppichwebens erklärt werden muss, denn dann bekommt man es selbst auch mit.

Und man lässt sich darauf ein und spekuliert, wie visuelle Unterhaltung für Leute damals war.
Der Wandhang als fortlaufende Handlung. Vor-Läufer des Films?
Naja. Offensichtlich hatte man im Englischen die gezeichneten Vorlagen, nach denen exakt gewoben wurde, damals Cartoons genannt.


Heidi 2.0 meint: Ich hab kein' Bock auf Einhörner.